Wer viel weiß, hat Schwierigkeiten; wer wenig weiß, hat Muße. Wer viel redet, entfacht Feuer; wer wenig spricht, hat etwas zu sagen.
Wessen Seele im Schlaf verbunden ist, dessen Körper öffnet sich beim
Aufwachen, Geben und Nehmen schaffen ihm Halt, damit am Tag sein Herz-Geist die Kämpfe besteht. Flach sind sie, tief sind sie, nahe gehen sie. Kleine Ängste beunruhigen, große Ängste lähmen.
Sie eilen voran, pfeilschnell, wissend um die Bedeutung von »richtig« und
»falsch«; sie klammern sich an Verträge, verteidigen sie, wissend um die Bedeutung des Sieges; sie gehen dahin wie Herbst und Winter, benutzen Worte, die nach einem Tag verblassen; sie geben sich hin an ihr Tun und lassen sich nicht zur Umkehr bewegen; verschlossen sind sie, wie versiegelt, benutzen
Worte wie einen alten Stadtgraben; nahe am Tod ist ihr Herz-Geist, nichts gibt ihnen die lichte Lebenskraft zurück.
Frohsinn und Zorn, Trauer und Lust, Sorge und Anerkennung, Veränderung und Zaudern, Schönheit und Behaglichkeit, Offenheit und Künstlichkeit – Musik vollendet sie, auf die Vollendung folgt ihr Ende. Alle Dinge, seien sie unvollendet oder am Ende, kehren zurück zum verbindenden Einen.
Nur wer von Grund auf versteht, weiß mit dem Einen in Verbindung zu kommen, doch er nutzt es nicht und verharrt im Beständigen. Das Beständige ist nützlich, das Nützliche führt weiter, das Weiterführende hat Erfolg. Erfolg, und damit ist es genug. Indem es genug ist, ist es genug, ohne zu wissen wie – das wird Dao genannt.
Wer sich abmüht, mit Geist und Verstand alles als eins zu betrachten, aber nicht weiß, dass alles von ihm durchdrungen ist, wird »morgens drei« genannt.
Was bedeutet »morgens drei«? Ein Affenhüter verteilte Eicheln und sagte: »Morgens drei und abends vier.« Daraufhin rasten die Affen vor Zorn. Er sprach: »Gut, dann nehmt morgens vier und abends drei.« Da freuten sich die Affen. Dies änderte zwar weder etwas im Wort noch in der Wirklichkeit, dennoch erwies es sich als nützlich, indem es Zorn in Freude verwandelte.
Daher schafft der Weise Ausgleich zwischen »richtig« und »falsch« und ruht im natürlichen Gleichgewicht – das heißt, beide Seiten zu betrachten.
Zhuangzi 2.6
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